Tijan Sila: Radio Sarajevo, Hanser
„Dies ist die Geschichte meiner Kindheit und meines Kriegs.“ Als im April 1992 der Krieg beginnt, ist Tijan Sila nur zehn Jahre alt, doch bis heute kann er sich an den Geruch von gezündetem Sprengstoff erinnern. Während Sarajevo in Flammen steht, wird aus dem Jungen, der er damals war, ein junger Mann. Er streift durch die Ruinen der ausgebombten Stadt und sammelt Dinge, die von den Geflohenen und Gestorbenen zurückgeblieben sind, um sie auf dem …
Diaty Diallo: Zwei Sekunden brennende Luft, Assoziation A
Die Szenerie: eine Banlieue von Paris. Hochhäuser, eine Betonplatte, darauf ein kleiner Turm in Form einer Pyramide. Herumliegende Autoteile, Campingstühle, Motocross-Sättel. Fensterbänke, um sich darauf zu lehnen und die Welt zu beobachten. Eine Gruppe von Jugendlichen. Astor, seine Freunde Chérif, Issa, Demba, Nil und die anderen verbringen hier den größten Teil ihrer Zeit. Sie kennen sich schon ewig und teilen alles miteinander, von kleinen …
Marlen Pelny: Warum wir noch hier sind, Haymon Verlag
Von Verlust und den Menschen, die zurückbleiben: die Geschichte von einem Danach Tausend Worte für Leere Auf dem Tisch liegt ein Fotoalbum. Darin: Fotos von Etty als Baby. Etty mit vier Jahren im Schwimmbad. Etty mit Elf beim Mini-Golf. Etty mit vierzehn Jahren vor der Haustür, kurz vor ihrem gewaltsamen Tod. Die Gefahr, der Frauen und Mädchen in dieser Welt ausgesetzt sind, ist nun in die unmittelbare Nähe der Erzählerin gerückt. Denn Etty war …
Eva Schörkhuber: Die wunderbare Insel, Edition Atelier
Die wunderbare Insel ist ein Ort voller Magie, unglaublicher Tiere und prachtvoller Pflanzen. Was es hier nicht gibt, ist der Tod. Und das machte sie für Eva Schörkhuber als Kind zu einer tröstlichen Erzählung. Als viele Jahre später innerhalb kurzer Zeit ihr Vater und ein enger Freund sterben, ändert sich ihre Perspektive auf den Tod. Sie denkt ebenso über individuelle Begegnungen mit dem Tod nach wie über seine Bedeutung in weiteren …
Elfi Conrad: Schneeflocken wie Feuer, Mikrotext
Anfang der 1960er Jahre: sexuelle Tabus, veraltete Frauenbilder, patriarchale Strukturen. Für die Erniedrigung, die sie jeden Tag erlebt, will sich die 17-jährige Dora rächen. Ihr Opfer ist der Musiklehrer, ihre Waffe ist ihre Weiblichkeit. Mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln möchte sie ihn verführen. Der Verführer von Doras Mutter war Adolf Hitler. Als Vertriebene aus Niederschlesien hängt sie ihrer Heimat und dem NS-Regime nach. Die …
Eva Reisinger: Männer töten, Leykam
Anna Maria lebt ein typisches Großstadtleben: Sie arbeitet in einer hippen Firma, geht am Wochenende mit ihren Freundinnen feiern und hat eine komplizierte Ex-Beziehung. Bis sie Hannes an der Bar eines Nachtclubs kennenlernt. Er ist aus Engelhartskirchen, einem oberösterreichischen Dorf, von dem sie bis dahin noch nie gehört hat. Und ganz sicher rechnet sie nicht damit, eines Morgens mit Hannes in diesem Nest aufzuwachen. Als es doch passiert, …
Christian Geissler: Anfrage, Verbrecher Verlag
Christian Geissler untersucht in seinem Romandebüt „Anfrage“ (1960) die Schuld der Väter am Holocaust und greift die „Wir haben von allem nichts gewusst“-Haltung der Adenauer-Ära an. Das war neu und stieß nicht gerade auf Gegenliebe in der Nachkriegsgesellschaft. Der Roman erzählt vom Physiker Klaus Köhler, der herausfinden will, was mit der jüdischen Familie Valentin geschehen ist. Ihr hatte das Haus gehört, in dem das Institut untergebracht …
Gabriele Tergit: Vom Frühling und von der Einsamkeit, btb
Die Gerichtsreportagen, die Gabriele Tergit ab 1924 für den Berliner Börsen-Courier, ab 1925 für das Berliner Tageblatt und ab 1929 auch für die Weltbühne in der ihr eigenen literarischen Sprache schrieb, bilden das Herzstück ihrer journalistischen Arbeit. Tergit verstand den Gerichtssaal als Bühne, auf der sich bei jeder Verhandlung ein neues Stück abspielte. Dabei interessierte sie vorrangig der sonderbare Einzelfall, der interessante, …
Kristine von Soden: "Ob die Möwen manchmal an mich denken?", Aviva
Mit dem Aufstieg der Seebäder im Wilhelminischen Kaiserreich kam sogleich auch der »Bäder-Antisemitismus« auf. »Judenrein!« lautete die Parole an der deutschen Ostseeküste, lange bevor der NS-Staat Wirklichkeit war. Schon damals drucken jüdische Zeitungen »Bäderlisten« ab, warnen vor Badeorten, in denen jüdische Gäste unerwünscht sind. Als »Judenbäder« wiederum gelten Orte wie Heringsdorf, wo zunächst noch eine liberale Atmosphäre herrscht. …
Katharina Volckmer: Der Termin, Kanon Verlag
In einer Londoner Praxis entblößt sich eine junge Frau aus Deutschland vor ihrem Arzt Dr. Seligman. Obwohl sie nur seinen Hinterkopf sehen kann, vertraut sie ihm ihr Innerstes an: ihre heimliche Lust, ihre Schuldgefühle und ihr Ringen um sich selbst. Obwohl sie sich von ihrer katholischen nachkriegsdeutschen Familie abgewandt hat und seit Jahren in London lebt, verfolgen sie die alten Geister. In einem messerscharfen Monolog nabelt sie sich noch …
Ned Beauman: Der Gemeine Lumpfisch, Liebeskind Verlag
Wurde der intelligenteste Fisch des Planeten durch eine Computerpanne ausgerottet? Ned Beaumans neuer Roman ist Literatur mit hohem Drehmoment, ein Buch voller Kapriolen, rasant und mit großer Fabulierfreude erzählt. Noch nie wurden die wichtigen Themen unserer Zeit so humorvoll auf den Punkt gebracht wie hier. Mark Halyard arbeitet als Umweltverträglichkeitskoordinator bei der Brahmasamudram Mining Company, die im Tiefseebergbau tätig ist und …
Lars Werner: Zwischen den Dörfern auf hundert, Albino Verlag
Dresden, Sommer 2006. Während Deutschland im Zuge der Fußball-WM eine neue Arglosigkeit im Umgang mit nationalen Symbolen entwickelt, sind Benny, seine beste Freundin Maren und ihre Clique auf „Anti-Schland“-Kurs. Weil sie wissen, wohin Patriotismus führen kann. Und weil sie Punks sind. Bei Pogo-Partys im Jugendzentrum Rosaluchs, Straßenschlachten mit der Polizei und Kollisionen mit Neonazi-Banden erleben sie das Erwachsenwerden im …
Rahul Raina: How to Kidnap the Rich, Kein & Aber
Charmant, lustig und wild – Rahul Raina erzählt die Geschichte des schlagfertigen und klugen Aufsteigers Ramesh. In einer Welt, in der Korruption regiert und jeder sich der Nächste ist, muss man die Gegner mit ihren eigenen Waffen schlagen: mit Betrug, skrupellosem Charme und einer großen Portion Humor. »Bildungsberater« steht auf der Visitenkarte des jungen, gewitzten Aufsteigers Ramesh. Das klingt seriöser als »professioneller …
Tillie Olsen: Ich steh hier und bügle, Aufbau Verlag
Die Geschichten dieses Bandes verzahnen sich immer enger miteinander und gewähren sprachlich brillante Einblicke in die Welt der sozial Benachteiligten: Die Gedanken einer Mutter gleiten gequält mit dem Bügeleisen hin und her – was konnte sie ihrer halbwüchsigen Tochter bieten, was blieb dieser verwehrt? Lennie, Helen und ihre Kinder machen Platz für Whitey, einen gestrandeten Freund der Familie, doch er stellt ihre Geduld einmal mehr auf die …
Adam LeBor: District VIII, Polar Verlag
Vor dem Keleti-Bahnhof in Budapest wacht Simon Nazir, ein Flüchtling aus Aleppo, in seinem Schlafsack auf. Er und seine Frau warten seit Tagen darauf in einen Zug nach Deutschland zu steigen. Das ist das endgültige Ziel, das viele Hunderte Vertriebener zu erreichen hoffen, die sich in der gleichen Lage wie Simon befinden. Die ungarische Regierung verweigert ihnen die Durchreise. Simon erkennt jemanden aus Aleppo und lässt seine schlafende Frau …
Hengameh Yaghoobifarah: Habibitus, Blumenbar
Rechter Terror, Rassismus unter Linken, Rape Culture, fades Essen und schlechtes Netz: Seit 2016 legt Hengameh Yaghoobifarah in der taz-Kolumne »Habibitus« schonungslos den Finger in die Wunden »deutscher Leitkultur«. Yaghoobifarah offenbart, warum Crocs stylisch, Kinderlosigkeit verheißungsvoll und Dumplings das Rezept für Weltfrieden sein können. Mit Witz, Haltung und untrüglichem Gespür für die relevantesten Themen unserer Zeit stellt …
James Baldwin: Ein anderes Land, dtv
Warum hat Rufus Scott, ein begnadeter schwarzer Jazzer aus Harlem, sich das Leben genommen? Wegen seiner Amour fou mit der weißen Leona, die nicht sein durfte? Verzweifelt sucht Rufus' Schwester Ida nach einer Erklärung, findet aber nur Wahrheiten, die neue Wunden schlagen. Wie ihr Bruder war Ida lange bereit, sich selbst zu verleugnen, um ihren Traum, Sängerin zu werden, zu verwirklichen. Beide haben ihre Wut über die Diskriminierung durch die …
Virginie Despentes: Liebes Arschloch, KiWi
Rebecca, Schauspielerin, über fünfzig und immer noch recht gut im Geschäft. Oscar, dreiundvierzig, Schriftsteller, der mit seinem zweiten Roman hadert, und Zoé, noch keine dreißig, Radikalfeministin und Social-Media-Aktivistin. Diese drei, die unterschiedlicher nicht sein könnten, treffen nach einem verunglückten Instagram-Post Oscars aufeinander. Wie? Digital. Und so entsteht ein fulminanter Briefroman des 21. Jahrhunderts, in dem alle …
Jenny Hval: Gott hassen, März Verlag
Norwegen in den 90ern: Weiße Lattenzäune stehen in Reih und Glied, die junge Erzählerin leidet an der Eintönigkeit und am christlichen Konservatismus. Als erwachsene Frau beginnt sie sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen, hinterfragt ihre künstlerische Praxis und dekonstruiert die Maßstäbe, nach denen wir Kunst definieren. Sie sucht nach Befreiung im Untergrund und zieht ihre Energie aus dem Hass – einem Gefühl, mit dessen Hilfe sie …
Buchi Emecheta: Second-Class Citizen, Blumenbar
Dies ist die Geschichte von Buchi Emechetas Alter Ego Adah: ein überaus begabtes Mädchen, das in einfachen Verhältnissen in Nigeria aufwächst und mehr will, viel mehr. Sie kämpft für ihre Bildung und Freiheit, geht schließlich mit ihrem Mann nach London. Es ist Adah, die die Familie ernährt und die fünf Kinder großzieht. Es ist Adah, die sich der Zumutungen und Gewalt durch ihren Mann erwehren muss. Als der ihr erstes Manuskript verbrennt, zieht …
Jean Malaquais: Planet ohne Visum, Edition Nautilus
Marseille 1942, einige Monate vor der endgültigen Besetzung der Freien Zone durch die Deutschen. Der Mittelmeerhafen quillt über von Menschen, die vor dem Krieg fliehen und auf die Überfahrt nach Amerika hoffen, in eine ungewisse Zukunft. Die Stadt ist wie eine Reuse, in der die Unerwünschten und vom Vichy-Regime Verfolgten zappeln und täglich versuchen, den Spitzeln und Denunzianten zu entkommen. Die Schicksale der Romanfiguren sind auf …
Cherie Jones: Wie die einarmige Schwester das Haus fegt, CulturBooks Verlag
Baxter's Beach, Barbados: ein perfektes Paradies, solange niemand an der Oberfläche kratzt. Cherie Jones erzählt in eindringlicher, lyrischer Sprache davon, wie Liebe und Verbrechen die Leben ihrer Figuren über alle Klassenschranken und Hautfarben hinweg auf dramatische Weise verändern. Die Legende von der einarmigen Schwester sollte Lala eigentlich davor warnen, was mit Mädchen geschieht, die ihren Müttern nicht gehorchen. Doch für Lala ist es …
Anna Irmgard Jäger: Ganz normale Tage, Marta Press
In klarer wie poetischer, emotionaler wie analytischer Sprache erzählt Anna Irmgard Jäger über eine Kindheit und ein Erwachsenwerden, über Erika, das Kind verrückter Eltern, das irgendwann selbst verrückt wird. Die Mama schizophren und bipolar, der Papa Alkoholiker. Zwischen Griechenland und Deutschland, Athen und Bremen, ein ständiges Hin und Her. Großwerden im Zigarettenrauch der Eltern; ein Schluck Bier zum Einschlafen, wenn "Lalelu" nicht …
Mariusz Hoffmann: Polnischer Abgang, Berlin Verlag
Salesche, ein Dorf in Polen 1990: Jarek und seine Eltern packen ihre Sachen. Sie wollen nach Deutschland aussiedeln, so wie Oma Agnieszka, die acht Jahre zuvor die Flucht angetreten hatte. Doch wovor war sie wirklich geflohen? Niemand will es dem 14-Jährigen sagen. Als Jarek ins Schlepperauto steigt, das sie von Schlesien über die Grenze bringen soll, weiß er nur eins genau: Er wird nicht zurückkehren. Im sich wiedervereinigenden Deutschland, …
Eva Tepest: Power Bottom. Essays über Sprache, Sex und Community., März Verlag
Über die Grenze zwischen subjektiver Lust, sexueller Identität & gesellschaftlicher Norm. In sechs literarischen Essays und einem Gespräch mit Lynn Takeo Musiol untersucht Eva Tepest unser Begehren und fragt, wo die Grenze zwischen subjektiver Lust, sexueller Identität und gesellschaftlicher Norm verläuft. Von Pornhub bis zu Erika Lust, von katholischem Kink bis hin zur Frage nach queerer Scham öffnen ihre Texte ein Kaleidoskop aus intimen …
Victoria Lomasko: Die letzte sowjetische Künstlerin, diaphanes
In Armenien, Georgien und Kirgistan, in den russischen Teilrepubliken Dagestan und Inguschetien, in Belarus und Russland begibt sich Victoria Lomasko mit ihren Reisereportagen auf die Suche danach, was aus dem sowjetischen Erbe geworden ist. Sie verbindet dabei äußere Ereignisse mit persönlichen Empfindungen und Kommentaren und beschreibt die gesellschaftlichen Transformationsprozesse in den ehemaligen Sowjetrepubliken: den Kampf für die Rechte …
Dinçer Güçyeter: Unser Deutschlandmärchen, mikrotext
"Unser Deutschlandmärchen" ist eine Familiengeschichte in vielen Stimmen. Frauen mehrerer Generationen und der in Almanya geborene Sohn erinnern sich in poetischen, oft mythischen, kräftigen Bildern und in Monologen, Dialogen, Träumen, Gebeten, Chören. Dinçer Güçyeter erzählt vom Schicksal türkischer Griechen, von archaischer Verwurzelung in anatolischem Leben und von der Herausforderung, als Gastarbeiterin und als deren Nachkomme in Deutschland …
Yelena Moskovich: Virtuoso, Wagenbach
Während der braunen Polyesterjahre im kommunistischen Prag lernen sie sich mitten im Winter kennen: Jana und Zorka mit den rabenschwarzen Haaren. Während das System erste Risse bekommt, versuchen sie die Erwachsenen in ihrer von Paranoia und Begehren getriebenen Welt zu ergründen - bis Zorka eines Tages plötzlich in die USA verschwindet. Die Vororte Wisconsins sind für eine Rebellin wie Zorka keine geringe Herausforderung. Auch hier findet sie …
Attica Locke: Pleasantville, Polar Verlag
Wir schreiben das Jahr 1996, Bill Clinton ist gerade wiedergewählt worden und in Houston steht eine Bürgermeisterwahl an. Wie üblich konzentriert sich der Wahlkampf auf Pleasantville - das afroamerikanische Viertel der Stadt, das seit seiner Gründung im Jahr 1949 fast jedes Rennen entschieden hat. Axel Hathorne, ehemaliger Polizeichef und Sohn des Gründungsvaters von Pleasantville Sam Hathorne, steht kurz davor, Houstons erster schwarzer …
Thomas Melle: Das leichte Leben, KiWi
Jan und Kathrin hatten mal alles, ihr leichtes Leben ließ sie schweben durch eine Welt, die dem schönen Paar vor allem wohlgesonnen war. Doch dieser Zustand ist ihnen abhanden gekommen. Zu schnell verändert sich die Welt um sie herum und sie selbst fühlen nur Stillstand, sind gefangen in den Konventionen der Ehe und des bürgerlichen Lebens. Kathrin war mal eine gehypte Schriftstellerin, heute fristet sie ihr Dasein als Aushilfslehrerin und …
Cho Nam-Joo: Saha, Simon + Schuster UK
In a country called ‘Town’, Su is found dead in an abandoned car. The suspected killer is presumed to come from the Saha Estates. Town is a privatised country, controlled by a secretive organisation known as the Seven Premiers. It is a society clearly divided into the haves and have-nots and those who have the very least live on the Saha Estates. Among their number is Jin-Kyung, a young woman whose brother, Dok-yung, was in a relationship with …
Holger Brüns: Felix, Albino
1984. Tom und Felix sind Teil der autonomen Szene der Studentenstadt Göttingen. Sie planen Demos, Hausbesetzungen und politische Aktionen, hören Ton Steine Scherben und träumen von der Weltrevolution. Als sie sich ineinander verlieben und eine Beziehung beginnen, stehen sie vor der Herausforderung, Kollektives und Zweisamkeit zu vereinbaren. Es funktioniert. Mal besser, mal schlechter. Bis Felix eine erschütternde Diagnose bekommt. „Felix“ …
Guillaume Paoli: Geist und Müll, Matthes & Seitz
Der Hintergrund ist vorgerutscht. Die Kulisse zur Protagonistin geworden. Die Tatsachen sind bekannt. Sie zu wiederholen, bringt keinen Erkenntnisgewinn. Von Bedeutung bleibt allein, wie man sich zu ihnen verhält. Doch die Welt tut weiter so, als ließen sich die Meldungen vom Artensterben, der Waldvernichtung, den Überflutungen und Hitzetoten zwischen die Nachrichten vom Sport und den letzten Promiskandal schieben. Dieses business as usual …
Volker M. Heins, Frank Wolff: Hinter Mauern, suhrkamp
»Wir müssen diese Bilder aushalten«, sagte Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer im November 2021 angesichts frierender Geflüchteter an der Grenze zwischen Polen und Belarus. Seine Worte machen deutlich, was oft in Vergessenheit gerät: Grenzen sind nicht nur Hindernisse für Menschen, die sie von außerhalb überwinden wollen. Sie verändern auch die Gesellschaften, die sich abzuschotten versuchen. Volker M. Heins und Frank Wolff zeigen, …
Sigi Lieb: Alle(s) Gender, Querverlag
Alle(s) Gender folgt den Spuren unserer Vorstellungen von Geschlecht - biologisch, medizinisch, gesellschaftlich, historisch, rechtlich, international, früher und heute -, zeigt den Stand der Wissenschaft und verbindet ihn mit alltagspraktischen Situationen und gesellschaftlicher Wirklichkeit. Ziel des Buches ist es, feministische, homosexuelle, transgeschlechtliche und intergeschlechtliche Interessen zu verbinden, ohne die Unterschiede und …
Hanna Mittelstädt: Arbeitet nie!, Edition Nautilus
Eigentlich sollte die Revolution gemacht werden und nicht Lektorat, Vertrieb oder PR: Mehr zufällig als absichtsvoll sind Hanna Mittelstädt, Lutz Schulenburg und Pierre Gallissaires Anfang der 1970er Jahre in die Verlegerei eingestiegen. Zu ihrem Freiheitsbegriff gehörten damals die emanzipative Haltung des Nach-68er-Impulses und das Erkunden neuer Formen jenseits der »politischen Arbeit«, der »politischen Literatur«. Es ging um den Reichtum an …
Simona Baldelli: Die Rebellion der Alfonsina Strada, Eichborn Verlag
Schon als kleines Mädchen hat Alfonsina Strada einen großen Traum: Fahrrad zu fahren und das möglichst schnell. 1891 als eines von vielen Geschwistern in ärmlichen Verhältnissen im norditalienischen Dörfchen Fossamarcia geboren, saust sie auf dem alten Drahtesel ihres Vaters heimlich durch die Nacht. Trotz Verbots meldet sie sich zu Rennen an, gewinnt und will noch mehr: am großen Giro d'Italia teilnehmen, für den jedoch nur Männer zugelassen …
Ulrich Gutmair: Wir sind die Türken von morgen, Tropen
Um 1980 versetzt die Neue Deutsche Welle ein sehr gestriges Land in Aufruhr: Es weht ein neuer Zeitgeist durch Musik, Mode und Literatur. Antirassismus, selbstbestimmter Sex und Geschlechterfragen – eine Handvoll junger Musiker und Künstlerinnen erfindet Deutschland radikal neu. Aber war die Neue Deutsche Welle wirklich so deutsch? Ulrich Gutmair geht in diesem Buch zurück in die Zeit, auf der unsere Gegenwart gründet. Seine Korrektur an der …
Cara New Daggett: Petromaskulinität, Matthes & Seitz
Während sich der Planet erwärmt, umarmen rechtspopulistische Parteien und Bewegungen im globalen Norden eine Mischung aus Klimaleugnung, Rassismus und Frauenhass. Anstatt die Phänomene getrennt zu betrachten, schlägt Cara Daggett in diesem wegweisenden Text vor, ihren Zusammenhang durch das Konzept der Petromaskulinität zu befragen. Dabei stellt sie die Bedeutung in Rechnung, die die jahrzehntelange Nutzung fossiler Energieträger dabei hatte, …
Olivia Sudjic: Exponiert, August Verlag
Nach dem Erscheinen ihres Debütromans »Sympathie«, der Überwachung und Identität im Internetzeitalter erkundet, fand Olivia Sudjic sich unter dem Mikroskop wieder. In einer Spirale aus Selbstzweifeln gefangen, entfremdete sie sich von sich selbst und ihrer Arbeit. Doch die eigene psychische Gesundheit verantwortlich zu machen, verdeckt ein grundsätzliches Problem: die Tendenz, das Schreiben von Frauen, ob nun Fiktion oder persönliches Zeugnis, …
Manja Präkels: Welt im Widerhall oder war das eine Plastiktüte?, Verbrecher Verlag
„Fenster putzen. Muss ich mal wieder machen. Zeitung zerreißen. Rausgehen. Wischen, bis es quietscht …“ Mit dem von Baustellenstaub getrübten Blick auf leere Berliner Straßen während des ersten Lockdowns beginnt Manja Präkels’ poetisch-essayistische Reise durch die jüngere deutsche Geschichte und Lebenswelten in Stadt und Land. Erinnerungen an die letzten Jahre der DDR, Begegnungen mit Rotarmisten und das Aufwachsen zwischen Neonazis nach 1990 …
Charles King: Odessa, Edition Tiamat
Von Alexander Puschkin und Isaac Babel über den zionistischen Abtrünnigen Wladimir Jabotinsky bis hin zum Filmemacher Sergei Eisenstein – eine erstaunliche Anzahl von Genies hat Odessa, den legendären Hafen der kosmopolitischen Freiheit am Schwarzen Meer, geprägt. Charles Kings »Odessa«, das sich auf eine Fülle von Originalquellen stützt und den ersten detaillierten Bericht über die Zerstörung der jüdischen Gemeinde der Stadt während des Zweiten …
Adom Getachew: Die Welt nach den Imperien, suhrkamp
Vehement stellten die von Rassismuserfahrungen geprägten Protagonisten des »Black Atlantic« die internationale Hierarchie in Frage – mit dem Ziel, eine egalitäre postimperiale Welt zu schaffen. Politische und wirtschaftliche Herrschaftsverhältnisse wollten sie überwinden, ihr Recht auf Selbstbestimmung innerhalb der neu gegründeten Vereinten Nationen sicherstellen, Föderationen in Afrika und der Karibik gründen und eine Neue …
Jacinta Nandi: 50 Ways to Leave Your Ehemann, Edition Nautilus
Sie hat es getan: Die schlechteste Hausfrau der Welt hat ihren Mann verlassen und ist mit ihren beiden Kindern in eine eigene Wohnung gezogen – oder wie sie sagt: Sie wurde weggentrifiziert nach Lichtenrade. Obwohl sie wusste, auch als Alleinerziehende ist die Welt alles andere als in Ordnung. Das beginnt schon damit, dass es für ganz normale Mütter mit ganz normal wenig Geld verdammt schwer ist, ihren Mann zu verlassen. Und das ist kein Zufall, …
Heike Geißler: Die Woche, suhrkamp
Dies ist der Roman einer ungewöhnlichen Woche in Leipzig, in der auf Montag nicht mehr Dienstag folgt, alte Sicherheiten verloren gehen und neue Formen des Sprechens und Handelns erprobt werden - in Übertreibung, Abschweifung, Torheit und Spiel. Es ist ein luzider Kommentar auf unsere Gegenwart, ein Plädoyer für Spaß, klugen Protest und das Ringen um Lebendigkeit. »Die Autorin [erprobt] Strategien der Störung und verwebt zeitkritische …
Alexandra Schauer: Mensch ohne Welt, suhrkamp
»Die Menschen können sich heute eher ein Ende der Welt als ein Ende des Kapitalismus vorstellen«, lautet ein oft zitierter Befund. Alexandra Schauer geht dieser spätmodernen Malaise in ihrem überaus materialreichen Buch auf den Grund. In drei historischen Rekonstruktionsbewegungen zeigt sie am Wandel der Zeiterfahrung, der Öffentlichkeit und der Stadt, wie es kam, dass die Welt als Ort wechselseitiger Verständigung und gemeinsamen Handelns an …
Eva Müller: Scheiblettenkind, suhrkamp
»Scheiblettenkind«, »Schmuddelkuh«, »Assitussi« - das sind nur einige der Schimpfwörter, die sich Eva Müllers Protagonistin immer wieder in ihrer Jugend von Gleichaltrigen anhören musste. Schimpfwörter, mit denen sie, die nicht aus privilegierten Verhältnissen stammt, ausgegrenzt wurde und die sie auf ihren Platz verweisen sollten. In dieser autofiktionalen Graphic Novel erzählt sie ihre Geschichte und die Geschichte ihrer Familie. Sie erzählt …
Alison Bechdel: Das Geheimnis meiner Superkraft, Kiepenheuer & Witsch
Ihr ganzes Leben lang ist Alison Bechdel einem schwer fassbaren Mysterium auf der Spur, dem Mysterium der übermenschlichen Kraft. Sie hat in ihren Lieblingsbüchern danach gesucht, im Leben ihrer Held*innen, im Zölibat, in der Polyamorie, im Aktivismus, in der Therapie und vor allem in ihrer lebenslangen Leidenschaft für Sport. Skifahren, Laufen, Karate, Radfahren, Yoga, Gewichtheben - sie hat alles ausprobiert. In diesem Buch zeichnet Alison …
Britt Müller, Winnes Rademächers: Copy Shop, Felder Books
In der Graphic Novel COPY SHOP arbeitet Julie vollzeit in einem Berliner Kopier-laden und das macht sie gerne. Ihr Chef ist ungewöhnlich nett, der Lohn erstaunlich o.k. Auch Ro arbeitet hier. Er ist Student und braucht den Nebenjob. Er kann es nicht fassen, dass Julie den Shop mag: neben Langeweile droht hier auch noch Feinstaub in allen Ecken. Aber Ro merkt, dass es für ihn nicht einfach ist, mit Julie zu reden. Das sagen wir: »Charmanter …