Tess Gunty: Der Kaninchenstall, KiWi

Die ätherische Blandine, die eine Obsession für Hildegard von Bingen entwickelt hat und durch das System gefallen zu sein scheint, lebt nur durch die dünnen Wände eines schäbigen Apartmentkomplexes in einem ehemaligen Industrieort in Indiana von ihren skurrilen Nachbarn getrennt: einer Frau, die online Nachrufe schreibt, einer jungen Mutter mit einem dunklen Geheimnis, und jemandem, der im Alleingang einen Feldzug gegen Nagetiere führt. …

Lion Christ: Sauhund, Hanser

München, 1983. Flori kommt vom Land und sucht das pralle Leben, Glanz und Gloria, einen Mann, der ihn mindestens ewig liebt. Er ist ein unverbesserlicher Glückssucher und Taugenichts, ein Sauhund und Optimist. Im München von Franz Josef Strauß und Freddie Mercury, von erstickendem Biedersinn und wildem Hedonismus, ist jeder eigene Schritt eine kleine Befreiung. Flori rennt vor seinen Eltern davon, vor seiner ersten großen Liebe, vor jedem mit …

Chrizzi Heinen: Tropicalia Passagen, Ventil Verlag

Eine junge Musikerin, die die Besucher eines After-Work-Clubs mit Eigenkompositionen beschallt und auf der Suche nach künstlerischer Freiheit Eigenrepliken in Form von selbstgenähten Stoffpüppchen verschickt. Ein stiller Einlagenhersteller, der sich ganz den Füßen und Gesichtern seiner Kund:innen verschrieben hat. Ein Agent für posthume Literatur, der herausfinden muss, was es heißt, mit Lebenden zu arbeiten. Ein marodes Einkaufszentrum, das …

Sara Gran: Das Buch der kostbarsten Substanz, suhrkamp

Die ehemalige Bestseller-Autorin Lily Albrecht hatte sich eigentlich mit ihrem langweiligen, sexlosen Leben als Händlerin seltener Bücher abgefunden, bis sie einen Hinweis auf ein Buch erhält, das alles verändern könnte: Das Buch der kostbarsten Substanz ‒ ein Handbuch über Sexualmagie aus dem 17. Jahrhundert, das Gerüchten zufolge das mächtigste okkulte Buch ist, das je geschrieben wurde. Es hat fünf Siegel, die, wenn man sie mit kostbaren …

Carolin Krahl: Wühlen, Trottoir Noir

Anhand persönlicher Aufzeichnungen und Dokumente erzählt Wühlen von den gegensätzlichen Schwestern Franziska und Kristina Rupp, genannt Franz und Kris. Ihre gemeinsame Freundin Ana versucht, eine Ordnung in die Spiralblöcke, Hefte und Therapieberichte zu bringen, die sie ihr überlassen haben. Die drei Frauen wurden in den 1980er-Jahren in der sächsischen Kleinstadt Wühlen geboren. Anas Mutter kam als Vertragsarbeiterin aus Polen in die DDR. …

Olga Benario: Berliner Kommunistische Jugend, Verbrecher Veröag

„Es ist bereits halb elf. Jemand schlägt vor, ‚zusammen Eis essen zu gehen!‘ Alle sind einverstanden. Auf der Bergstraße gibt es ein kleines Café, wo eine Portion Eis zehn Pfennig kostet. Dorthin macht sich die ganze Bande auf. Das Eis ist herrlich! Doch es zieht ein Unwetter auf. Der Inhaber des Cafés bezahlt seine Angestellten zu niedrigeren Sätzen als nach Tarif. Als wir davon Wind bekommen, entscheiden wir, es zu boykottieren. Der Boykott …

Robert Brack: Schwarzer Oktober, Edition NAutilus

Hamburg, 1923. Es herrschen Hyperinflation, Hunger und Arbeitslosigkeit, immer wieder wird gestreikt. Klara Schindler ist neunzehn, sie hat ihre kleinbürgerliche Zukunft hingeschmissen und ist fest entschlossen, sich als Arbeiterin durchzuschlagen und die Verhältnisse umzustürzen. Voller revolutionärer Begeisterung schließt sie sich den Kommunisten an, lernt die Frauenrechtlerin Ketty Guttmann kennen und verliebt sich in die Schein-Prostituierte …

Anna Kow: Trost & Träume, Trottoir Noir

Ihre Geräte geben eins nach dem anderen den Geist auf. Im Traum reden sich ihre Brüste als „Dudes“ an. Und irgendwie zieht es durch die Schädeldecke. Alles in Lennys Leben ist Ringen um Instandhaltung, wo es doch eigentlich um Aufbau und Triumph gehen sollte. Vom Existenz-Ergründen hält das Existenzgründungsseminar eher ab. Wie soll man die restlichen 40 Prozent Potenzial unlocken, in denen Glück, Produktivität und fröhliches Angekommensein …

Stuart Hall: Das verhängnisvolle Dreieck, suhrkamp

Von der Renaissance bis zur Aufklärung und darüber hinaus diente der Begriff »Rasse« dazu, soziale Unterschiede aufgrund von Hautfarbe als natürlich und unwandelbar darzustellen. Auch heute findet die rassistische Fundierung von ethnischer und politischer Zugehörigkeit im Zeichen der Identitätspolitik wieder verstärkt Zuspruch. Die Neudefinitionen, die im 20. Jahrhundert von der schwarzen Bürgerrechtsbewegung und von Migrantinnen und Migranten …

Ingo Elbe: Antisemitismus und postkoloniale Theorie, Edition Tiamat

Postkoloniale Theorien prägen derzeit den globalen Kultur- und Wissenschaftsbetrieb. Was als Versuch begann, den spezifischen Erfahrungen in kolonial geprägten Gesellschaften Rechnung zu tragen, ist zur großen Erzählung einer Kritik des »westlichen Verständnisses« von Vernunft und legitimer politischer Ordnung mutiert. Trotz aller Beschwörung von Komplexität wird dabei das Motiv der »Kolonialität« zum Hauptkriterium von Geschichtsbetrachtung, …

Alexander García Düttmann, Marcus Quent (Hg.): Die Apokalypse enttäuscht, diaphanes

Die apokalyptische Rede – die Rede vom Atomtod und der Klimakatastrophe als zwei Formen einer Selbstauslöschung der Menschheit – findet sich gegenwärtig überall. Sie zirkuliert zwischen Greta Thunberg und Giorgio Agamben, Bruno Latour und Papst Franziskus. Häufig wird die apokalyptische Rede von einem Rückzug auf ein Streben nach Selbsterhaltung bestimmt oder von problematischen Vorstellungen einer Bewahrung und Erneuerung der »Natur«. …

Elizabeth Pich: Fungirl, Edition Moderne

Fungirl ist eine perspektivlose junge Frau, die ihre Tage zu Hause damit verbringt, zu masturbieren, Take-away-Pizza zu essen und alte Sitcoms zu schauen. Sie rennt von einer Affäre zur nächsten und ist hemmungslos und extrem in allem, was sie macht. Ihr neuer Job bei einem Bestattungsunternehmen bringt neues Chaos - ihr Leben ist eine Abfolge von absurden, politisch inkorrekten, slapstickartigen Situationen. Mit Becky, ihrer Mitbewohnerin und …

Sibylle Berg, Julius Thesing: Mein ziemlich seltsamer Freund Walter, Fischer

Lisa verbringt ihre Abende damit, den Weltraum nach extra­terres­tri­schem Leben abzusuchen. Aus gutem Grund, denn ihr Alltag auf der Erde ist nicht erfreulich: Ihre Eltern lassen sich kaum mehr von den Sofakissen unterscheiden, und in der Schule ist sie ein willkommenes Opfer für eigentlich alle. Als eines Nachts ein Raumschiff hinterm Haus landet, wirft die außerirdische Reisegruppe nur einen kurzen, angewiderten Blick auf die Erde und düst …