Pedro Lemebel: Torero, ich hab Angst, suhrkamp

Im Frühjahr 86 stehen die Zeichen auf Sturm, Augusto Pinochets Macht bröckelt: Proteste, brennende Reifen in den Straßen Santiagos, Stromausfälle, Revolutionsaufrufe im Radio. Nur die weltvergessene Heldin dieser Geschichte, nicht mehr jung, nicht mehr Mann, hat bloß Augen für Carlos, den bildhübschen Studenten, der trotz ihrer Stoppeln im Gesicht, ihrer Armut, ihrer grellen Art immer näherkommt. Sie stürzt sich vollends in die Hoffnung, singt Liebeslieder, lacht und phantasiert, doch vergebens. Denn wer hat die Macht, wer bestimmt die Grenzen, zwischen oben und unten, zwischen Mann und Frau? Sie ganz sicher nicht. Und so bleibt ihr allein der Widerstand, auf der Zunge und im Herzen. Eine Geschichte von politischer Militanz und sexueller Dissidenz.

»In seinem einzigen Roman zeichnet der Chronist Pedro Lemebel ein lebendiges Porträt der chilenischen Klassengesellschaft während jener bleiernen Jahre. [...] Anschaulich verhandelt er darin Doppelmoral, unterdrückte Homosexualität und Gewalt genauso wie den langlebigen Macho-Heroismus linker Mythologie. [...] Lemebels literarische Sprache ist reich an folkloristischen Chilenismen und spielerischen Synonymen, die sich aus seiner eigenen Erfahrungswelt speisen. Mal explizit pornografisch, mal blumig verkitscht.« (taz)