Georges Perec: Geboren 1936, diaphanes
Dass das Autobiographische als Schlüssel zu Perecs gesamtem Werk zu lesen ist, zeigt dieser Band. Er umfasst zehn autobiographische Versatzstücke aus den Jahren 1959 bis 1981 – von den Umständen der eigenen Geburt (»Ich bin geboren«) über eine Skizze zur Gedächtnisarbeit oder eine Vorfassung seines Ellis-Island-Projekts bis hin zur Aufzählung »einiger Dinge, die ich wirklich noch machen müsste, bevor ich sterbe«. Sie sind Teil eines unvollendeten Komplexes, von dem Perec nur »W oder die Kindheitserinnerung« abgeschlossen hat und in dem er gänzlich neue autobiographische Strategien erproben wollte: im besessenen Sammeln von Mikroerinnerungen, im Verschlüsseln von Gedächtnismomenten, die verborgen bleiben sollen – oder als ein Fallschirmspringer, der sich kopfüber in die Erkundung der eigenen Identität stürzt.
»Perec schrieb nicht in erster Linie als Erzähler, sondern folgte Regeln, die außerhalb des Erzählens liegen. [...] In welcher Weise er seine Erinnerungen als erzählerisches Material zu organisieren versuchte, und wie er diese Versuche selbst reflektierte, zeigt der 1990 posthum erschienene, nun auf deutsch neu aufgelegte Sammelband.« (DRadio Kultur)