Leslie Jamison: Die Empathie-Tests. Über Einfühlung und das Leiden anderer, suhrkamp
Ist Empathie eine innere Qualität oder etwas, was man sagt und tut, eine Praxis? Hilft sie anderen oder steht sie uns nur gut zu Gesicht? Leslie Jamison schreibt über das Verhältnis von Ärzten und Patienten, über Elendstourismus, über weiblichen Schmerz, und sie stellt dabei die Frage nach den Möglichkeiten und den Grenzen der Einfühlung. Ihre radikal aufrichtigen Texte kombinieren Reportage, Kulturkritik und persönliches Erzählen in der Tradition von Autoren wie Susan Sontag, Joan Didion oder zuletzt David Foster Wallace und John Jeremiah Sullivan. Und während sie Antworten nur provisorisch akzeptiert, als Anlass für immer neue Fragen, führt sie buchstäblich ihren eigenen Körper ins Feld.
»Ihre Überzeugungskraft ist erstaunlich, denn sie folgt keinen auf der Hand liegenden Argumentationen, ihr Stil ist dicht, präzise und an manchen Stellen sehr poetisch, ihre Reflexionen erfordern an einigen Stellen durchaus eine intellektuelle Anstrengung, weil sie nie nach einfachen Lösungen strebt, sondern in alle Richtungen denkt, und dennoch entwickelt ihr Schreiben einen Sog, der einen nicht mehr loslässt. Was vielleicht auch daran liegt, dass sie sich für ihre Recherchen an unbeachtete und der Öffentlichkeit verborgen gebliebene Orte begibt und Dinge verhandelt, die nicht schon hundertmal verhandelt wurden.« (taz)