Franz Jung: Das Jahr ohne Gnade, Edition Nautilus

Das Jahr ohne Gnade ist ein hochmoderner Roman, ergreifend und aktuell in dem Versuch, ein verlorenes Leben doch noch zu verstehen und zu retten. Franz Jung erzählt vom letzten Lebensjahr seiner Tochter Dagny, die 1945 unter ungeklärten Umständen in der Psychiatrie in Wien starb, Jungs Überzeugung zufolge ein Opfer der Euthanasie. Mit schonungsloser Offenheit und großem Einfühlungsvermögen erzählt Jung das Schicksal seiner Tochter, stellt es aber in den verheerenden Kontext der Geschichte. Ein erschütternder Bericht über eine Vater-Tochter-Beziehung. Franz Jung schrieb diesen Roman 1946 in Italien, nach der Flucht und Rückkehr aus dem KZ Bozen, und nur ein Jahr nach dem Tod seiner Tochter.

»Es ist auch eine Geschichte über den Alltag im Nationalsozialismus, ohne dass das System als solches explizit herausgearbeitet wird, hier Nazis, dort Oppositionelle. Das System ist längst von innen verfault. Seine Existenz wird nur durch Zynismus und Gewalt zusammengehalten.« (Annett Gröschner im Vorwort)