Alina Herbing: Niemand ist bei den Kälbern, Arche Literatur Verlag

[ { "attrs": [], "content": "W\u00e4hrend in Juli Zehs \u201eUnterleuten\u201c der Prenzlauer Berg ins L\u00e4ndliche fl\u00fcchtet, erz\u00e4hlt Alina Herbing in \u201eNiemand ist bei den K\u00e4lbern\u201c die Geschichte einer jungen Frau, die im ostdeutschen Dorf aufgewachsen ist und dort noch immer lebt. Christin, die Ich-Erz\u00e4hlerin, berichtet aus dem mecklenburgischen Schattin. Sie f\u00fchrt \u00fcber Wiesen und Felder, durch den Kuhstall und \u00fcbers Dorffest. Ihre Ausbildung abgebrochen, arbeitet Christin nun im Milchviehbetrieb ihres Freundes Jan.
Doch die l\u00e4ndlichen Klischees von Ruhe und Weite sind in diesem Roman tr\u00fcgerisch. Die Dorfgemeinschaft ist verhaftet in konservativen Rollenmustern. M\u00e4nner sollen hart arbeiten, die Familie ern\u00e4hren, Frauen sollen ihren Part der Reproduktion einnehmen. Das Leben auf dem Dorf besitzt f\u00fcr Christin keinen Halt und keine Perspektive, diese Anti-Idylle beginnt sie anzugehen. Mal mehr, mal weniger glimpflich, mal mehr, mal weniger betrunken.
\u201eNiemand ist bei den K\u00e4lbern\u201c lebt von der schweren Atmosph\u00e4re und der scheinbaren Verlorenheit der Heldin. Die Nebenfiguren sind nostalgisch, versessen, voller Hoffnung, kontrovers und damit lebendige Teile einer Dorfgemeinschaft, die ein Mecklenburg-Vorpommern wiedergibt, das glaubw\u00fcrdiger erscheint, als ein Nazi-freies Brandenburg.
Treffend formuliert es David Wagner. \u201eDort leben? Nein danke. Dar\u00fcber lesen? Ja bitte.\u201c
Ein gro\u00dfartiges Deb\u00fct, eine Leseempfehlung.", "id": "_CKYOUUjQ5", "type": "paragraph" }, { "attrs": [], "content": "Alina Herbing: Niemand ist bei den K\u00e4lbern, Arche Literatur Verlag, 224 Seiten, 20,00 EUR", "id": "_8GV3z6Pa6", "type": "paragraph" } ]