C Pam Zhang: Wie viel von diesen Hügeln ist Gold, S.FIscher

Mit einer Pistole in den Händen und der Leiche des Vaters auf dem Rücken des Pferdes sind die chinesischen Waisenkinder Lucy und Sam auf der Flucht durch die Prärie. Amerika ist ein unbarmherziges Land, von Bisonknochen übersät und dem Goldrausch verfallen. Die Geschwister wollen den Vater gemäß dem chinesischen Ritual begraben – mit zwei Silberdollars auf den Augen. Nur auf diese Weise kann Ba nach Hause finden. Doch wo in dieser fremden Welt ist für Lucy und Sam das Zuhause, das so unerreichbar scheint wie das versprochene Gold in den Hügeln?
Mit wilder Sprachmagie erzählt C Pam Zhang, Tochter chinesischer Einwanderer in Amerika, in ihrem Anti-Western von der Sehnsucht anzukommen – an einem Ort und in einer Identität, die sich über die Grenzen von Herkunft und Gender hinwegsetzt.

»Bewusst spielt sie auf der Klaviatur der Wildwest-Mythologie, fügt dem altvertrauten Setting aber andere Stimmen, andere Geschlechter und andere Geschichten hinzu: Es sind die Stimmen all jener, die wie Ba und Ma schon vor der Ankunft der Weißen und Westler die Weiten Kaliforniens ihre Heimat nannten – und die ausgelöscht wurden aus der kollektiven Erinnerung. Ausgelöscht wie Landschaften, Tiere und die einstigen Ureinwohner. Zhang gemahnt an all diese verstummten Geschichten – und erinnert mit ihnen nicht zuletzt daran, dass Begriffe wie Heimat, Land, Besitz und Zugehörigkeit bis heute zu hinterfragende Konstrukte sind.« (Claudia Kramatschek, DLF Kultur)