Selene Mariani: Ellis, Wallstein

Als Ellis ein kleines Kind ist, zerbricht die Ehe ihrer Eltern. Mit ihrer Mutter zieht sie von Italien nach Deutschland. Das Leben in der neuen Umgebung ist schwer, die Kinder in der Schule grenzen sie aus. Eines Tages kommt ein neues Mädchen in die Schule, Grace: Zu ihr entwickelt sich eine Freundschaft, die Ellis Halt gibt, ihr das fehlende Gefühl von Zugehörigkeit ersetzt. Bis Grace plötzlich die Seiten wechselt.
Jahre danach treffen Ellis und Grace wieder aufeinander und kommen sich langsam näher. Ellis lädt Grace ein, sie auf ihrem jährlichen Besuch der Großeltern in Italien zu begleiten. Dort kommt die problematische Dynamik ihrer Freundschaft von Neuem zum Vorschein; Ellis schwankt ob Grace` Verhalten zwischen wütendem Rückzug und hoffnungsvollen Versuchen der Annäherung. Sie erinnert sich an alte Konflikte, erkundet ihre eigene Zugehörigkeit und wird sich ihrer Gefühle für Grace mehr und mehr bewusst.
Was bedeutet es, sich weder in dem Land, in dem man lebt, zuhause zu fühlen, noch in dem Land, in dem man geboren wurde? Was hält Ellis und Grace zusammen? Und kann die Annäherung an Grace der Frage nach der eigenen kulturellen Identität eine Antwort geben? In einer zarten, bildreichen Sprache geht Selene Marianis Roman episodenhaft diesen Fragen nach, Rückblenden mit assoziativen Erinnerungen weben sich dabei immer wieder in die erzählte Jetzt-Zeit ein.

Das sagen wir:

»Nicht ganz hier, aber auch nicht ganz dort – hier, das ist Deutschland, wo Ellis die Schule besucht hat und nun schon zwanzig Jahren lebt, seitdem sich ihre Eltern dort, in Italien, wo sie geboren wurde, getrennt haben. So verhandelt der Debütroman von Selene Mariani eine sprachlich und bildlich beeindruckende Geschichte vom Aufwachsen, von zwei Muttersprachen, Gefühlen von Identität und Zugehörigkeit – oder besser: von Nicht-Zugehörigkeit. Denn Ellis kommt in dem neuen Land so gar nicht an, findet kein Zuhause und wird zudem noch von den Schulkindern ausgegrenzt. Als einzige Stütze bleibt die Freundschaft zu Grace. Bis es anders kommt ... Erzählt wird in kurzen Episoden, die ohne jede Chronologie aneinander gehängt werden. Wir verfolgen Ellis mal hierhin, zurück in bruchstückhaft aufblitzende Erinnerungen an die Schulzeit, mal dorthin, weil Ellis in der Gegenwart Grace zufällig wieder begegnet und sie mit zu ihren Großeltern nach Italien nimmt.« (F.)