Bettina Fellmann: Zur Verteidigung der Traurigkeit, Maro Verlag

Der Aufsatz verteidigt die Traurigkeit in einer Welt, in der diese pathologisiert und tabuisiert wird, obwohl sie die logische Reaktion auf die Schrecken und Zumutungen der Gegenwart wäre. Das Mühen um Selbstoptimierung und die Anpassung an gesellschaftliche Spielregeln führen zu vielfältigen Verdrängungsprozessen, Vermeidungsstrategien, Erschöpfungszuständen und Panikattacken. Bettina Fellmann formuliert die Paradoxie, dass angesichts der alles durch­dringenden Verwertungslogik, nach der gewirt­schaftet, gedacht, gelebt und gestorben wird, keine adäquaten mensch­lichen Empfindungen zum Ausdruck kommen. Stattdessen herrscht eine massenhafte Stumpfheit vor, die sich notwen­digerweise an die gewaltvollen Gegebenheiten anpasst und diese reprodu­ziert. Traurigkeit stellt sich dieser Stumpfheit.
Ein Essay über Anpassung, Entfremdung und Erfahrung.

»Passt ganz hervorragend in die Zeit der Pandemie und der garantierten Enttäuschungen […] Die Traurigkeit über eine falsch eingerichtete Welt hat für Fellmann emanzipatorisches Potenzial. Denn Traurigkeit ist kein schwächeres Gefühl als Wut, betont sie. Oder wie Adorno fragte: 'Was wäre Glück, das sich nicht mäße an der unmeßbaren Trauer dessen, was ist? Denn verstört ist der Weltlauf'.« (Christof Meueler, Neues Deutschland)