Guy Delisle: lehrjahre, Reprodukt
Shenzhen, Pjöngjang, Birma, Jerusalem und nun Québec… Guy Delisle nimmt uns mit auf eine Reise in seine Jugend. In seiner kanadischen Heimat arbeitete er als Student drei Sommer lang in einer Papierfabrik: zwölf-Stunden-Schichten in einem heißen, lauten Gebäude voller obskurer Maschinen. Zwischen den gigantischen Papierwalzen konnte da schnell ein Finger oder eine Hand verschwinden, und wenn man nicht aufpasste, war das Papier für eine gesamte Auflage der New York Times vernichtet… Und dass Guy Delisles Vater als technischer Zeichner in den Büros über dem Maschinenpark arbeitete, brachte dem Ferienjobber bei den „lebenslänglichen“ Arbeitern nicht gerade Sympathien ein.
Mit gewohnt humorvoller Genauigkeit zeichnet Guy Delisle ein scharfes Porträt einer rauen (Männer)Arbeitswelt in der ein zügelloser Sexismus herrscht, und hinterfragt die Beziehung zu seinem Vater, die vor allem von einem bestimmt ist: Sprachlosigkeit.
»Die Lehrjahre von Delisle sind vielfältig und zu ihnen gehört auch die Erkenntnis einer unüberwindbaren Sprachlosigkeit mit seinem Vater, der ebenfalls in der Fabrik arbeitet, als technischer Zeichner allerdings wenig Berührung mit seinem Sohn in der Fabrikhalle hat und dort lediglich einem Gespenst gleich zwischen den riesenhaften Papierrollen auftaucht. […] Eine Welt, in der Frauen nicht vorkommen, eine Welt voller Schweiß und sexistischer Witze, aber auch eine Welt, die geprägt ist von Klassensolidarität und gewerkschaftlicher Organisation. In den frühen Achtzigern zeichnen sich die Arbeitsbedingungen noch durch ein solidarisches Miteinander der Fabrikarbeiter aus, die sich ihrer Solidarität gegen ihre Vorgesetzten sicher sein können, mit denen sie kaum in Berührung kommen.« (konkret)