Oliwia Hälterlein & Aisha Franz: Das Jungfernhäutchen gibt es nicht, Maro Verlag
Zwischen Pausenbrot und Sportunterricht, in WG-Küchen, Werbungen und in Youtube-Erklärvideos, auf Pornoseiten oder mahnend am elterlichen Küchentisch: Die Mär vom sogenannten »Jungfernhäutchen« schwirrt überall herum. Auch wenn der Mythos nur ein kleiner Baustein im patriarchalen System ist, hat er eine lange Geschichte und schränkt die Freiheit und psychische Gesundheit vieler Menschen seit Jahrhunderten ein. Die Dramaturgin und Kulturwissenschaftlerin Oliwia Hälterlein setzt der Legende die anatomische Realität entgegen, führt durch Film, Musik und Popkultur und erklärt den mittelalterlichen Ursprung des ominösen Bluts in den Virgin-Tales. Illustriert von der Comicautorin Aisha Franz widmet sich das Heft breitbeinig erschreckenden Lügen und Wahrheiten über blutbefleckte Laken, reißende Samthaargummis, geraubte Blumen sowie lüsterne Heilige. Ein Parcour durch Familientraditionen, anatomische Grundlagen und Sprachgewohnheiten, kulturelle Werte und Zwänge sowie ein Aufruf zum solidarischen Aufbegehren gegen patriarchale Hirngespinste.
»Aufklärung bleibt lebensnotwendig, und das sachlich fundierte, kompakte Heftchen von Hälterlein und Franz dürften nicht nur eingefleischte Feministinnen als Bettlektüre zu schätzen wissen.« (Mira Landwehr, Neues Deutschland)