Martin Gross: Das letzte Jahr Aufzeichnungen aus einem ungültigen Land, Spector Books

Der westdeutsche Autor Martin Gross lebte 1990 überwiegend in der DDR, um den Niedergang und die Neugestaltung des Landes aus nächster Nähe zu beobachten. In zahlreichen Alltagsnotizen beschrieb er, wie die Menschen den Wechsel vom alten in das neue System vollzogen. Er porträtierte so unterschiedliche Personen wie den Bewacher eines ehemaligen Stasi-Gefängnisses, den Filialleiter eines der neuen Supermärkte, die Heizer eines Kraftwerks, die Personenschützer eines Ministers und die Reinigungskräfte eines Regierungsgebäudes.

Anders als Franz Hessel und Siegfried Kracauer mimt Gross nicht den unbeteiligten Beobachter, den ironischen Kommentator der allgemeinen Zeitläufte. Gross wendet den Blick auch auf sich selbst, aufs eigene Befremden angesichts einer Revolution, deren revolutionäre Kraft schon im Januar 1990 verpufft zu sein scheint.« (Tobias Lehmkuhl, Süddeutsche)