Jan Bachmann: Mühsam - Anarchist in Anführungsstrichen, Edition Moderne

Der junge Lübecker Poet und Anarchist Erich Mühsam (1878-1934) wird im Sommer 1910 von seinen besorgten Brüdern auf Kur in die Schweiz geschickt. Er findet sich dort in einem bürgerlichen und an seinen Talenten uninteressierten Umfeld wieder. Das Dichten fällt ihm schwer und sein Werben um eine hübsche Mitpatientin ist weitgehend erfolglos. Ständig plagen ihn Sexualität und Geldsorgen, während er darauf hofft, dass zumindest die bei ihm bestellten Chansontexte bezahlt werden.

»Die Interpretation wird dem Geist des Originals gerecht, indem sie sich ein Stück weit von ihm löst. Den Off-Text hat Bachmann zwar wortgetreu aus der Vorlage übernommen, ansonsten lässt er seiner Fantasie aber freien Lauf. Im doppelten Wortsinne verdichtet er die Einträge des Diaristen, kondensiert Szenen und imaginiert Dialoge. [...] Das Spiel mit den Farben, die wackligen Rahmen, die niedlich-grotesken Männchen und der schwungvolle Strich erinnern an Joann Sfar. Das stört nicht, es passt. Der Comic wird so zur doppelten Hommage und macht Hoffnung für die Zukunft der Beziehung zwischen Literaturvorlage und Comic. Das Motto, frei nach Mühsam und Bachmann: Anarchie statt Adaption« (Marie Schröer, Tagesspiegel)