Juliet Escoria: Black Cloud, Maro Verlag

Die Geschichten von Juliet Escoria gehen ans Eingemachte, gewähren Einblick in die Seele einer jungen Frau, die das Leben vor allem von seinen Schattenseiten her kennt. Sie zerren einen an Orte, die man sich deutlich glamouröser vorgestellt hätte – New Yorker Nachtclubs, kalifornische Strandhäuser, Hotels in Atlantic City – und sie zeichnen auf diese Weise eindringliche Porträts von der Kehrseite des amerikanischen Traums. Das alles in einer offenen, direkten Sprache, mal hart, mal anrührend, mal mit schwarzem Humor, in jedem Fall aber ohne Rücksicht auf Verluste.

»Dieses abgewirtschaftete Leben lässt sich nur im Rausch ertragen, und so wird meistens zu viel getrunken in ihren Geschichten, man nimmt zu viele Drogen oder schiebt eine schnelle Nummer mit dem Freund der besten Freundin, weil Leere, Langeweile und Hoffnungslosigkeit eben noch weniger zu ertragen sind. Typische Ennui-Geschichten also, die Postadoleszenten so einfallen, wenn sich die erste Desillusionierung einstellt. In der deutschen Literatur wird das seit einiger Zeit gern im Modus des immerwährenden Berliner Club-Exzesses erzählt, um dem Scheitern noch etwas verruchten Glamour abzugewinnen. Von dieser bürgerlichen Leidenskoketterie sind Escorias Erzählungen jedoch in der Regel frei. Sie situiert ihre Mittzwanziger-Passionsgeschichten eben gerade nicht in der „Mitte“, sondern am Rand und nicht selten in den Absteigen der Junkies, Säufer und Verarmten. Hollywood mag nebenan liegen, ist aber unerreichbar – und das verstärkt noch einmal den Frust der vom Wohlleben Ausgeschlossenen« (taz)