David Small: Stiche. Erinnerungen, Carlsen Verlag

David Small beschwört die Welt der Fünfzigerjahre, als man noch glaubte, die Wissenschaft könne alle Probleme lösen. Als man über vieles nicht sprach, schon gar nicht mit Kindern. Vor der kafkaesken Familiensituation flieht der kleine David in seine Zeichnungen. Mit 14 Jahren verliert er bei einer Operation seine Stimme. Dass er Kehlkopfkrebs hatte und man damit rechnete, dass er sterben würde, findet er ebenso selbst heraus wie die Ursache dafür: Sein Vater, ein angesehener Radiologe, hatte ihn in seiner Kindheit regelmässig mit Röntgenstrahlen "behandelt".

»Es ist große Kunst, wie David Small die Allegorien seiner Illustrationsbilder in den Erzählfluss einfügt, ohne dass sie so penetrant wirken wie jemand, der ständig in bedeutungsgeladenen Aphorismen spricht. Der stetige Wechsel zwischen realistischem Elend und befreiendem Traum, zwischen ernsten und humoristischen Tonlagen, zwischen Cartoons, losen Stimmungsbildern und Illustrationen macht ihn zu einem virtuosen Erzähler. Was auf den ersten Blick wie ein Sammelsurium der Grausamkeit scheint, fügt sich zu einem geschlossenen Ganzen zusammen.« (Waldemar Kesler, Tagesspiegel)

»Man sollte diesen graphischen Roman mindestens zweimal lesen: Einmal ganz und gar ergriffen vom Weg des Helden, wie einen Lebensfilm, der die ungeheuerliche Arbeit von Überleben und Befreiung aus dem Gefängnis einer sehr grauen Lebensfeindlichkeit vor unseren Augen entfaltet. Und einmal mit dem Interesse für die Einzelheiten in der Zeichenkunst David Smalls, der in einem einzigen Panel so viel an Leere, Angst und Zorn unterbringt, dass nur das allerletzte Bild, ein Traum, die Erlösung bringen kann.« (Georg Seeßlen, Jungle World)