Jenny Hval: Gott hassen, März Verlag

Norwegen in den 90ern: Weiße Lattenzäune stehen in Reih und Glied, die junge Erzählerin leidet an der Eintönigkeit und am christlichen Konservatismus. Als erwachsene Frau beginnt sie sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen, hinterfragt ihre künstlerische Praxis und dekonstruiert die Maßstäbe, nach denen wir Kunst definieren. Sie sucht nach Befreiung im Untergrund und zieht ihre Energie aus dem Hass – einem Gefühl, mit dessen Hilfe sie sich produktiv einem jahrhundertealten Genie-Kult entgegenstellen kann.
Plötzlich beginnt sich in ihrer Erinnerung alles zu drehen: In einer Ecke Oslos verwünscht ein Hexenzirkel die Bewohner. Ein zeitreisender Edvard Munch kommt in die Stadt, um einer Black-Metal-Band beizutreten, und wird von dem jugendlichen und mordlustigen Subjekt seines Gemäldes ›Pubertät‹ verfolgt. Währenddessen verirrt sich eine Gruppe von Schulmädchen tief im Wald.
Gott hassen ist ein so kompromissloser wie nachdenklicher, zugleich spielerischer und doch unheilvoller Roman über schwarze Magie, Black Metal und die Rebellion gegen die weiß getünchte Idylle Norwegens. Jenny Hval verwebt Erzählerisches, Essayistisches und Hexerei organisch miteinander zu einem literarischen Text, der allen Genrezuschreibungen trotzt.

»Vielmehr gelangt Hvals Roman zu einer analytischen Tiefenschärfe, die manches Fachbuch über Metal und Männlichkeitsbilder in den Schatten stellt. In Gott hassen findet man Musikbeschreibungen, die den schwarz metallischen Sound und seine Atmosphäre akkurat in Worte fassen und soziologische Betrachtungen der norwegischen Gesellschaft und der Weiterentwicklung des Black Metal zu einem der wichtigsten Exportgüter des Landes. Über allem schwebt Hvals feministische Utopie. […] Was zu Beginn wie ein autobiografischer Roman anmutet, entwickelt sich bald in eine universelle Erzählung: heraus aus den konservativen Dörfern Südnorwegens – in einen Kosmos aus Körper, Horror Sex und weiblicher Emanzipation.« (DLF Kultur)